So, 2. Mai - So, 31. Mai 2015
Aus dem Wasser gezogen
Schwäbische Künstler widmen sich höchst unterschiedlich dem Aquarell
Artikel von A. Knoller in der Augsburger Allgemeinen
Lichtscheues Gesindel hat keinen guten Ruf. Was jedoch der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Schwaben-Nord und Augsburg unter dem Ausstellungstitel „lichtscheu“ in seiner Galerie im Abraxas im Mai zeigt, kann sich sehen lassen. Es ist eine Hommage an das Aquarell und die erstaunlichen Möglichkeiten, die diese wässrige Malerei eröffnet. Auf saugfähiges Papier sowieso, aber auch auf Leinwand und hinter Glas lassen sich Aquarellbilder zaubern.
Den 28 teilnehmenden Künstlern ist dazu einiges eingefallen. Natürlich findet sich in der Auswahl das klassische Naturstück, in frühlingsfrischen Farben und freier Pinselführung von Friederike Klotz. Auch die Landschaft, von Maximilian Pichler in „Altwasser“ lichtintensiv prismatisch aufgeteilt wie ein Kaleidoskop. Es geht aber auch ganz knapp: Mit wenigen verwaschenen Strichen und Farbflecken bringt Lois Rinner die Stauden ins Bild. Und die Reiseskizzen, von Johanna Schreiner in Venedig in den Gassen eingefangen oder von Ines Roller in Art der fernöstlichen Kunst mit wenigen Tusche-Auftragungen meditativ verdichtet. Ganz der Kraft der Farben vertraut Herbert Dlouhy mit der vielfältigen Palette der russischen Moderne. Im Licht von William Turner, dem englischen Meister des Aquarells, gestaltet Klaus Konze seine Komposition in den Herbstfarben Gold, Rot, Rostbraun und Blau. Bei Ingrid Olga Fischers großformatiger leuchtender Glasmalerei „Menetekel“ dräut Unheimliches, denn in Ochsenblutrot krabbeln zwei Schädlinge ins Bild. Unglaublich zarte, metaphysische Lichträume eröffnet in Gelb Florina Coulin, während Eugen Keri in „Chromatik“ auf fürs Aquarell untypische Farben, kräftig und opak aufgetragen, setzt. Einen energischen Gestus zeigt Norbert Kienings Wassermalerei auf der großen Leinwand: Es spritzt und tropft wie Gischt am Felsen. Kontur mit Fettstift und wässrige Lasur verbindet Georg C. Wirnharter in hingestreckten Frauenakten. Hildegard Winkler indes stellt ihre Menschlein in eine Aura blauen Nebels und lässt sie auf Stelzen staken. Ebenfalls in luftigem Blau tollen fünf Affen bei Christina Weber. Mit Liliana Mesmers schillernden, flauschigen braunen Tierchen möchte man sofort kuscheln – auch wenn’s Motten sind.